TILLANDSIEN

Tillandsia (eingedeutscht: Tillandsien) gehören zur Familie der Bromeliengewächse (botanisch Bromeliaceae), deren größte Untergruppe sie mit über 600 heute bekannten Arten ebenfalls bilden. In freier Natur ist die Gattung in der sogenannten Neotropis beheimatet. So bezeichnet man die Region zwischen dem nördlichen Südamerika und dem südlichen Nordamerika. Besonders im englischsprachigen Raum hat sich die Bezeichnung Airplants, im deutschen seltener Luftpflanzen oder Luftnelken, etabliert. Der Name kommt daher, dass die Wurzeln der Tillandsie nur als Haftorgan dienen und nicht wie bei fast allen anderen Pflanzengattungen zur Nährstoffaufnahme. Mit ihren Haftwurzeln sitzen die Tillandsien in ihrer Heimat hauptsächlich epiphytisch (aus dem Griechischen für: auf anderen Pflanzen sitzend) auf Bäumen oder Kakteen, teilweiße auch lithophytisch (ebenfalls aus dem Griechischen für: auf Gestein wachsend) auf Felsen, Geröll aber auch Mauern, Hausdächern, Zäunen oder sogar Telefonleitungen. Wenige Arten wachsen terrestrisch, also auf dem Boden.

Nährstoffe und Wasser ziehen sich die kleinen Überlebenskünstler dabei aus der Luft die sie umgibt. Mithilfe der kleinen Saugschuppen auf ihren Blättern -sogenannten Trichomen- entziehen sie der Luft die Feuchtigkeit. Trichome sind kurze Haare die an der Aussenhaut der Blätter, der sogenannten Epidermis der Tillandsie gebildet werden und gleich danach absterben. Die nun toten Zellen dieser Schuppenhaare füllen sich mit Licht und lassen die Pflanze je nach Dichte der Beschuppung silber-grau bis weiß erscheinen. Kommen diese Trichomen nun mit feuchter Umgebungsluft, z.B. durch Nebel in Berührung, saugen sich die Schuppenhaare voll mit Wasser. Sobald sich die Schuppen komplett mit Wasser vollgesogen haben, wird das unterhalb der Saugschuppen liegende grüne Assimilationsgewebe wieder sichtbar, die Pflanze „ergrünt“. Nun kann die Pflanze mehr Licht aufnehmen. Wenn die Sonne die Pflanzen abtrocknet, werden diese wieder weiß. So dienen die Saugschuppen nicht nur der Wasseraufnahme, sondern auch als Verdunstungs- und Sonnenschutz. Durch diesen speziellen Überlebenstrick können Pflanzen auch ohne Wurzeln Nebeltröpfchen, aber auch Regenwasser, unmittelbar aufsaugen und so ihren Wasserbedarf decken. Die benötigten Mineralstoffe beziehen diese Pflanzen aus den geringen Mengen, die im herangewehten Staub enthalten sind und sich im so aufgenommenen Wasser gelöst haben.

Tillandsien lassen sich grob in grüne und graue Arten unterscheiden. Je grauer/weißer eine Tillandsie im trockenen Zustand erscheint, desto dichtere und größere Trichomen besitzt sie. Graue Tillandsienarten finden wir vor allem in niederschlagsarmen und trockenen Gebieten. Sie bevorzugen viel Sonne und sind deshalb in den oberen Etagen der Wälder, auf Felsen, Kakteen oder (seltener) auf dem Boden anzutreffen. Meistens reicht diesen Arten ein regelmäßiger Nebel oder Dunst in unregelmäßigen Abständen. Diese Arten werden auch oft als Wüsten oder Steppentillandsien benannt und sind oft bis in hohe und unwirkliche Andenregionen anzufinden.

Grüne Tillandsienarten bevorzugen hingegen ein schattigeres und vor allem feuchteres Klima und sind daher meist in den unteren Regionen der leider immer weniger werdenen tropischen Regenwälder innerhalb der Neotropis heimisch. Durch die regelmäßige Versorgung mit feuchter Luft sind bei ihnen kaum Saugschuppen zu erkennen, mindestens im Inneren der Blatttrichter sind sie aber immer vorhanden.

Einige Tillandsia-Arten sind in freier Natur sogenannte Myrmecophyten, also Ameisenpflanzen. Was bedeutet sie dienen als Wirt für spezielle Ameisenstämme. Es sind meistens Arten mit bulboser Basis, die Laubblätter stehen bei diesen Arten sehr dicht zusammen und bilden eine Art Flasche, die sogenannte „Scheinzwiebel“. Einzelne Kammern die dabei entstehen bleiben das ganze Jahr über trocken. In diese Kammern bauen die Ameisen ihr Nest und wehren im Gegenzug Fressfeinde der Wirtspflanze ab. Es wird auch vermutet, dass ein zusätzlicher Vorteil für die Tillandsien eine Düngung durch den Ameisenkot ist. Beispiele hierfür sind Tillandsia caput-medusae, Tillandsia seleriana, Tillandsia streptophylla und Tillandsia bulbosa.

In unseren Gewächshäusern steht die größte Tillandsienkultur auf dem europäischen Kontinent, mit ständig über einer halben Millionen adulter Pflanzen sowie Millionen von Aussaaten in verschiedenen Stadien. Um diese Zahl an Tillandsien in ihrer Menge und der höchsten Qualität dauerhaft verfügbar zu haben importieren wir etwa alle 2 Wochen von verschiedenen Lieferanten aus Lateinamerika. Wir haben mit diesen Lieferanten zum größten Teil seit Jahren engste Handelbeziehungen und besichtigen die Farmen in unregelmäßigen Abständen. So gewährleisten wir dass in unserem Gewächshaus ausschliesslich in Kultur gezüchtete Arten wachsen und keine Naturentnahmen. Importierte Pflanzen werden in unseren Kulturhäusern mehrere Monate aklimatisiert bevor sie in den Verkauf gehen. Ergänzt werden diese Importe durch eine immer größer werdende Zunahme eigener Vermehrung über Samen oder Teilung. So vergrößern wir nicht nur den Bestand und das Angebot für unsere Kunden sondern leisten auch unseren Beitrag zum Artenschutz und Erhalt der Artenvielfalt.

Pro Jahr verlassen etwa 750.000 Tillandsien unsere Gärtnerei über unsere verschiedenen Absatzwege, etwa 75% davon gehen ins Ausland. Die längste Reise haben unsere Tillandsien zu Großkunden in der Karbik oder Südostasien hinter sich.